Erfolgreiche Selbstorganisation: Knapp 40 Flüchtlinge, vor allem aus Somalia und Eritrea, haben sich in der Gruppe »Lampedusa in Hanau« organisiert um sich gegen ihre Abschiebung in EU-Staaten wie Italien, Ungarn oder Bulgarien zu wehren. Seit März 2014 organisieren sie Demonstrationen und Veranstaltungen um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.
»Das besondere war, dass wir gemeinsam mit den Betroffenen Schritt für Schritt vorangegangen sind. Wir haben Veranstatlungen organisiert, Kirchen informiert und dabei haben die Flüchtlinge für sich selber gesprochen«, sagt Newroz Duman von der Lampedusa-Gruppe. »Alleine bei unserer ersten Veranstaltung waren 100 Leute. Wir haben dann verschiedene Erfahrungen zusammengebracht. Ich habe über meine eigene Erfahrung im Kirchenasyl vor acht Jahren berichtet, die Flüchtlinge haben von ihrem schwierigen Weg von Eritrea über Lampedusa nach Deutschland berichtet und erzählt warum sie nicht zurückkönnen. Andere haben dazu noch das juristische Wissen vermittelt. Das hat alles nicht sofort geklappt, aber mit der Zeit haben immer mehr Kirchen gesagt: Wir wollen helfen.«
Viele der zu Beginn beteiligten Flüchtlinge sind mittlerweile in Sicherheit. Durch juristische Schritte und über Kirchenasyle konnten zahlreiche Abschiebungen verhindert werden. Kürzlich konnte bereits der siebte Flüchtling aus der Gruppe sein Kirchenasyl verlassen, da die sogenannte Überstellungsfrist abgelaufen war. »Viele von denen, die jetzt in Sicherheit sind, unterstützen jetzt die anderen«, sagt Newroz Duman. Im Fall von Shewit T. war der Behördeneifer jedoch kaum zu überbieten: Für ihn wurde ein eigener Abschiebeflieger gechartert. Shewit T. und ein weiterer Flüchtling wurden im Sommer 2014 nach Italien abgeschoben. Dies, obwohl viele Flüchtlinge ohne staatliche Unterstützung als Obdachlose in Italien leben müssen: Die Aufnahmelager sind überfüllt, die Versorgungssituation ist katastrophal.
Auch 2015 hat die Gruppe viel zu tun. Denn viele neue Flüchtlinge sind angekommen und brauchen Unterstützung. »Vor allem droht die Abschiebung nach Italien, aber auch Bulgarien«, sagt Newroz Duman. »Ich finde das menschenverachtend, weil die Dublin-Verordnung dafür sorgt, dass diese Leute, obwohl sie in Europa sind, immer und immer wieder auf der Flucht sind und nicht ankommen dürfen.«
Mehr über die Aktionen der Gruppe erfahrt Ihr unter www.lampedusa-in-hanau.antira.info >>>